AT HOME WITH HOURIA
Die in Casablanca, Marokko, geborene Houria Afoufou lebt in Paris und ist eine multidisziplinäre Künstlerin. Sie ist Innenarchitektin, Schauspielerin, managt ein Sportzentrum und arbeitet als Basketball Coach.
Houria ist in Paris aufgewachsen, besucht aber regelmäßig ihre Familie in Marokko. Die Marokkanerin ist sehr mit dem kulturellen Erbe ihres Landes verbunden. Ihre Arbeiten spiegeln beide Kulturen wider. Ein ästhetisches Design, das von marokkanischer Handwerkskunst geprägt ist und einen Touch Art Deco mit einbezieht. Zeitlos, majestätisch und natürlich zugleich.
Heute erhalten wir einen exklusiven Einblick in Lourias Loft im 11ten Arrondissement von Paris.
- Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Ich würde mich als “Nostalico” bezeichnen. Eine Mischung aus nostalgisch und autodidaktisch. Und vom Stil her Pop, Berber, Art Deco und Arte Povera.
- Woher kommt deine Inspiration und deine Kreativität?
Der, der mich am meisten inspiriert, ist mein Vater, ein Gipser-Handwerker. In den 70er Jahren hat er die Schlösser der Loire restauriert. Ich habe ihn als Kind oft an diese wunderschönen Orte begleitet. Zuhause war es ganz anders. Wir wohnten mit 9 Personen in einer kleinen Wohnung. Unsere Möbel bekamen wir von einer Wohltätigkeitsorganisation gestellt. Ich lebte also in zwei verschiedenen Welten. Heute mag ich es, Luxus Möbel und Populäres zu verbinden.
Ich verbringe auch sehr viel Zeit in Marokko, wo ich mich mit Berghandwerkern und Berberfrauen austausche, um ihr kostbares, traditionelles Know How zu erlernen und das marokkanische Erbe weiterzutragen.
Mein Architektenfreund Yann Le Coadic sowie sein Partner Allessandro Scotto oder der Dekorateur der 50er Jahre Jean Royére sind ebenfalls große Inspirationsquellen für mich.
- Du hast eine spezielle Verbindung zu Kunst und Design. Kannst du uns davon erzählen?
Alles hat mit meiner Betrachtung des Lebens zu tun. Es ist wie das Szenario eines Theaterstücks. Alles was mich umgibt, wird selbst zum Akteur und inspiriert mich.
Ich hatte leider nicht die finanzielle Möglichkeit, eine renommierte Designschule zu besuchen. Mit dem Rückhalt meiner Eltern habe ich jedoch verstanden: wenn man Künstler werden möchte, dann schafft man das auch alleine. Beobachten, Ausprobieren, geduldig sein, das sind für mich die grundlegenden Lehrmittel.
- Die meisten der Möbel in deinem Loft stammen aus deiner eigenen Kreation. Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste im Möbeldesign?
Ja zu 90% sind es meine Designs.
Für mich muss ein Möbelstück eine gewisse Einfachheit bewahren. Das heißt, es muss funktional, komfortabel und langlebig sein. Und wenn es dann noch toll aussieht, dann ist meine Mission erfüllt. Für mich werden Möbel in gewisser Weise zu Familienmitgliedern. Sie gehören einfach zu unserem Leben dazu.
- Woran arbeitest du zur Zeit und was sind zukünftige Projekte?
Ich bin gerade dabei, eine Waschbeckenkollektion mit grafischen Berber Elementen für das Badezimmer zu entwerfen. Ich habe auch noch ein größeres, etwas utopisches Projekt, was mir aber sehr am Herzen liegt. Ich würde gerne das Fellah Hotel in Marrakesch, was ich jahrelang mit Leib und Seele aufgebaut habe, zu einer internationalen Handwerksschule umbauen um marokkanischen und internationalen Schülern die Möglichkeit zu geben, handwerkliche Berufe von Meistern zu erlernen.
In Marokko gibt es eine solche Schule noch nicht, dabei zählt die Handwerkskunst zu den größten kulturellen Erben Marokkos.
- Zum Schluss noch eine Entdeckung, die mit uns teilen möchtest?
Ein brilliantes und sehr lustiges Buch: “Dictionnaire Optimiste” (=Ein optimistisches Wörterbuch) von Benjamin Isidore Juventon. Den Film "Green Book " von Peter Farrelly. “Green Book“ war ein Reiseführer für farbige Menschen, in dem sie nachlesen konnten, in welchen Unterkünften Sie essen und schlafen durften. Und zuletzt noch die Seite “Ouzbek et Rika“, die ich letztes Jahr entdeckt habe. Es geht dort um die Herausforderungen einer gemeinsamen Zukunft.